Namibia, damals Deutsch-Südwestafrika, war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie. Aus diesem Grund lernen die SchülerInnen dort heute noch Deutsch in der Schule. Außerdem wachsen viele Kinder bereits mit Deutsch als Muttersprache auf.

Das Namibia School Projekt ist ein Programm des BLLV (Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband) für angehende Lehrkräfte. Dabei gehen ca. 20 StudentInnen aus Deutschland für ein halbes Jahr nach Namibia an verschiedene Schulen um dort Deutsch zu unterrichten.
Im Rahmen des Projekts ist die Schule dafür verantwortlich, den PraktikantInnen eine Unterkunft und Verpflegung oder ein kleines Taschengeld daür zur Verfügung zu stellen.
Die meisten von uns waren im selben Hostel wie die SchülerInnen untergebracht und bekamen dort auch Essen. Meine Mitbewohnerin und ich waren am anderen Ende der Stadt im Privaten Deutschen Schülerheim Swakopmund, untergebracht und bekamen Taschengeld, umgerechnet ca. 300€ im Monat.

Privatschule Swakopmund

Ich habe an der Privatschule Swakopmund unterrichtet. Hier gibt es einen deutschen und einen englischen Zug. Meine Aufgabe war es, in der 3. Und 4. Klasse DaF (Deutsch als Fremdsprache) zu unterrichten. Zusätzlich dazu habe ich einmal die Woche eine Deutsch-Förderstunde für die Schwächeren angeboten. Außerdem habe ich auch alle anderen Fächer in allen Klassen vertreten, falls es nötig war.

Die Schule beginnt für alle SchülerInnen um 7 Uhr mit einem kurzen Assembley. Hier werden Ankündigungen gemacht, Geburtstagskinder besungen und gebetet. Danach geht es ins Klassenzimmer. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die unteren Jahrgangsstufen an manchen Tagen bereits vor 13 Uhr Schulschluss haben und nach Hause gehen, bleiben in Namibia alle SchülerInnen trotz Unterrichtschluss bis 13 Uhr in der Schule und dürfen auf dem Hof spielen.

Die Schule liegt am anderen Ende der Stadt. Jeden Morgen ging es also ca. eine halbe Stunde mit dem Fahrrad an der Küste entlang zur Schule.

Open Air School – Klassenfahrt

Im Oktober durfte ich die fünften Klassen für eine Woche auf ihrer Klassenfahrt nach Gobabeb, eine Forschungs- und Ausbildungsstation in der Namib-Wüste, begleiten.

Dort hatten wir zwei Guides, die die ganze Woche mit den Kindern geplant und durchgeführt haben.
Da wir eine der heißesten Wochen des Jahres mit 43°C im Schatten hatten, waren wir nur vormittags und abends draußen im trockenen Flussbett des Kuiseb River. Nachmittags gab es theoretischeren Input im klimatisierten Seminarraum. Gekocht und gegessen haben wir gemeinsam in einer Gemeinschaftsküche im Camp. Die Nächte verbrachten die Kinder in Zelten, wir Lehrer hatten Bungalows.

In der Woche habe ich mindestens genauso viel spannendes Neues gelernt wie die SchülerInnen. Ich bin sehr dankbar, diese Erfahrungen mitnehmen zu dürfen.

Wie kam ich zu diesem Projekt?

Nach meinem Abitur hatte ich die Möglichkeit, für ein FSJ nach Namibia zu gehen. Hier hätte ich Sport an einer Schule in Windhuk unterrichtet. Damals war ich allerdings noch nicht bereit, für eine so lange Zeit alleine ans andere Ende der Welt zu fliegen.
Mit meinem Lehramtsstudium habe ich eine Mitgliedschaft beim BLLV abgeschlossen. Daraufhin habe ich jedes halbe Jahr eine E-Mail mit freien Plätzen für das Namibia School Projekt bekommen. Für mich war das dann der Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich wohl für eine längere Zeit nach Namibia gehen sollte. Gesagt, getan. Mein Freund hat mir dann noch den letzten Arschtritt in die richtige Richtung gegeben. Am 12. August 2019 ging das Abenteuer los.

Privates Deutsches Schülerheim Swakopmund

Das DSS ist ein ehemaliges Schülerheim. Dort haben wir mit andere PraktikantInnen aus Deutschland, die an unterschiedlichen Projekten teilgenommen haben, gewohnt. Andere angehende LehrerInnen, die sich das selbe Projekt selbst organisiert haben, FSJler und Teilnehmer an Umweltprojekten. Wir hatten dort eine große Gemeinschaftsküche, einen Gemeinschaftsraum mit Tischen, Sofas, Kicker und Tischtennisplatte. Gewohnt haben wir in kleinen Bungalows, die wir uns immer zu zweit geteilt haben.
Ich hatte großes Glück mit meinen MitbewohnerInnen. Nachmittags haben wir gemeinsam gelernt oder Sport gemacht, abends haben wir gemeinsam gekocht und gespielt. Am Wochenende waren wir in der Stadt oder auch im ganzen Land unterwegs.

Fußballprojekt

Jeden Montag ging es nachmittags für eine Stunde ins Township. Dort haben wir mit allen Kindern die Lust hatten und vorbei kamen Fußball gespielt. Dabei waren alle Altersklassen vertreten. Von „kann gerade laufen“ bis zu den Großen, die ein richtiges Fußballtraining bekommen haben. Das war das Highlight der Woche für die Kids.
Das war eines der Ereignisse, das mich am meisten berührt hat. Diese Menschen haben nichts, und doch sind sie so glücklich. Und so dankbar für die kleinen Dinge.

Bevor es jedoch mit der Arbeit los ging, kam ich direkt zu den Ferien in Namibia an. Also ging es für mich erst einmal das Land erkunden.
Mit drei anderen Praktikantinnen ging es für zwei Wochen auf einen Roadtrip durch Botswana und den Nordosten von Namibia und anschließend noch zu dritt eine Woche in den Nordwesten von Namibia, das Damaraland.
Nach dem Trimester an der Schule ging es noch einmal auf Tour, diesmal mit meinem Papa durch den Süden von Namibia, entlang der Westküste Südafrikas bis nach Kapstadt. Von dort ging es dann am 15. Januar 2020 zurück nach Deutschland.

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